Rub Bike Guide

Radfahren hat viele Vorteile: Es ist klimafreundlich, verursacht keinen Feinstaub und fördert nebenbei noch die eigene Gesundheit. Wer mit dem Rad zur RUB kommt spart sich außerdem die Fahrt mit der überfüllten U35 und eine lange Parkplatzsuche. Warum also nicht mal mit dem Fahrrad zur Uni fahren?

Derzeitige Situation

Tatsächlich nutzen eher wenige Studierende und Mitarbeiter*innen der RUB das Fahrrad für den Weg zur Universität. Im Rahmen der Mobilitäts- und Verkehrsstrategie der Ruhr-Universität (MOVE) wurden 2012 und 2014 Online-Umfragen zum Mobilitätsverhalten durchgeführt.

Das Ergebnis: Auch wenn es zwischen den beiden Befragungen einen Anstieg des Anteils der Radfahrer*innen sowohl bei den Studierenden als auch bei den Mitarbeiter*innen gab, so bleibt das Fahrrad weit hinter anderen Verkehrsmitteln zurück.

Ist dieser niedrige Anteil von Radfahrer*innen einfach mit dem Status der RUB als Pendler-Universität zu erklären? Oder gibt es auch andere Faktoren, die das Radfahren zum Campus unattraktiv machen?

Interdiziplinäre Umweltforschung

Unsere Datastory beschäftigt sich damit, wie die Situation für Radfahrer*innen auf dem Campus und im Umfeld der Ruhr-Universität optimiert werden kann. 

Wir möchten zum einen Studierenden und Mitarbeiter*innen, die gerne öfter das Fahrrad nutzen würden, eine Art Ratgeber zur Seite stellen, der über bereits bestehende Angebote und mögliche Anfahrtswege informiert.

Auf der anderen Seite wollen wir auch eine Plattform für Verbesserungsvorschläge bieten, die sich an die Ruhr-Universität und die Stadt Bochum richten.

Umfrage

Grundlage dafür ist eine von uns durchgeführte Online-Befragung der Studierenden und Mitarbeiter*innen der RUB, deren Ergebnisse wir im Folgenden vorstellen möchten. Diese Umfrage soll einen Einblick in die Perspektiven unterschiedlicher Personengruppen geben: Welche Probleme sehen Personen, die regelmäßig mit dem Fahrrad zur Universität fahren? Was hält andere davon ab, das Rad zu nutzen?

Aus unserer Umfrage geht hervor, dass viele Studierende und Mitarbeiter*innen sich mehr Informationen über die Anfahrtswege zur RUB wünschen und bestehende Angebote der Universität für Radfahrende teils noch nicht bekannt sind. Deshalb findet ihr hier unseren Bike Guide und Informationen zu einigen Angeboten der RUB für Radfahrende.

Klicke einfach unten auf die Karte um zu dem Tool zu gelangen

Abschließbare Fahrradboxen

Die Ruhr-Universität verfügt über ein Netz an Fahrradboxen an den verschiedensten Orten des Campus. Diese können für einen Betrag von 3€ im Monat gemietet werden. Der Vorteil ist hier, dass die Fahrräder absolut diebstahlsicher in einem „Käfig“ versperrt und überdacht sind. Ein Stellplatz ist somit auch bei stärkerem Andrang von Radfahrern zum Campus gesichert. Zugang zu den Boxen erhält lediglich, wer über einen Transponderschlüssel verfügt. Es reicht aus, eine aktuelle Studienbescheinigung mitsamt eines Antragsformulars an das zuständige Dezernat der RUB zu schicken. Schon kann man einige Tage später den Transponderschlüssel (einmaliger Preis 8€) an der Universität abholen und nutzen. Im Internet ist außerdem immer ein aktueller Belegungsstatus der einzelnen Fahrradboxen einsehbar

Asta Fahrradwerkstatt

Seit einiger Zeit haben Radfahrende der Ruhr-Universität die Möglichkeit, ihr Fahrrad auf dem Campus zu reparieren. Wer schnell Ersatzteile benötigt kann sich ebenfalls hier umschauen. Die Asta Fahrradwerkstatt befindet sich neben der Universitätsbibliothek und ist montags und mittwochs von 11-13 Uhr und 14-18 Uhr geöffnet. Vor Ort besteht die Möglichkeit, sein Fahrrad unter der Aufsicht von Profis zu reparieren, die bei Fragen gerne zur Verfügung stehen. Die Nutzung ist für Studierende kostenlos, es wird lediglich darum gebeten, online einen Termin zu vereinbaren

Metropolradruhr

Das Unternehmen Metropolrad Ruhr kooperiert mit der Ruhr-Universität um Studierenden vergünstigte Konditionen für die Nutzung von Leihfahrrädern anbieten zu können. So können die ersten 60 Minuten kostenlos gefahren werden. Dazu muss eine Registrierung über die Website des Unternehmens mit der eigenen Uni E-Mail-Adresse erfolgen. Auf einer Karte lassen sich alle Standorte der Verleihstationen sowie die Anzahl der dort verfügbaren Fahrräder einsehen.

Verbesserungsvorschläge

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass viele Studierende und Mitarbeiter*innen konkrete Verbesserungsvorschläge dazu haben, wie die Situation für Radfahrende an der RUB besser gestaltet werden könnte. Hier werden noch einmal die in der Umfrage häufig genannten Verbesserungsmöglichkeiten aufgeführt.

  1. Mehr Informationen und bessere Kommunikation über Radwege auf dem Campus zu einzelnen Gebäuden, Verbesserung der Orientierungdirektere Wege sollten gekennzeichnet werden
  2. Fahrradfreundlicher Ausbau des Campus durch:
    • Besser nutzbare Rampen an den Treppen
    • Ein eigener, gekennzeichneter Fahrradweg als Ergänzung zu den existierenden Fußwegen
  3. Bessere Beschilderung der Anfahrtswege zum Campus und der Wege auf dem Gelände der Universität selber zu Gebäuden, Fahrradboxen, Fahrradständern, etc., direktere Wege sollten gekennzeichnet werden
  4. Dusch- und Umkleidemöglichkeiten am Campus schaffen, um nicht in Fahrradkleidung den Tag an der Universität verbringen zu müssen
  5. Leihräder an Fahrradstationen aufstocken um Verfügbarkeit zu gewährleisten

Interview mit Gerlinde Ginzel

Vorsitzende vom ADFC Bochum

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) setzt sich als verkehrspolitischer Verein für die Förderung des Radverkehrs in Deutschland ein. Wir haben mit Gerlinde Ginzel, der Vorsitzenden des ADFC in Bochum, ein Interview geführt, in dem wir sie zu den von den Studierenden und Mitarbeiter*innen in der Umfrage angesprochenen Themen der Anfahrtswege und der Sicherheit befragt haben. Außerdem hat sie uns Auskunft über aktuelle Maßnahmen der Stadt Bochum im Bereich der Fahrrad-Infrastruktur gegeben und über mögliche weitere Ansatzpunkte für Verbesserungen im Stadtgebiet und den Mängelmelder der Radwende Bochum gesprochen.

Natürlich ist es vielen Studierenden nicht möglich, mit dem Rad zur Universität zu kommen, da sie zu weit weg wohnen. Welche Distanzen lassen sich Ihrer Einschätzung nach noch ohne Probleme in angemessener Zeit zurücklegen?

Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 15 km/h, die auch für weniger routinierte Radfahrer gut zu erreichen ist, sind Strecken von 500m bis 7km gut mit dem Fahrrad zurückzulegen. Bei gut ausgebauter Infrastruktur, zum Beispiel in Form von Radschnellwegen oder Radverkehrsstreifen, sind auch längere Strecken bis 10km in 30 bis 45 Minuten zu bewältigen. Routinierte Radfahrer können auch weitere Anfahrtsstrecken bis zu 20km zurücklegen.

Welche Straßen sind besonders gut für Radfahrer*innen ausgebaut und bieten sich auch für die Anfahrt zur Universität an?

Aus Richtung Weitmar bietet sich der Springorum-Radweg für die Anfahrt an, anschließend können die Wiemelhausener Straße oder die Universitätsstraße genutzt werden. Auch von Altenbochum aus kann der Springorum-Weg gut genutzt werden. Ein Schleichweg, den viele Studierende aus Westen kommend nutzen, führt von der Markstraße über die Baumhofstraße, durch den Melschedeweg in Wiemelhausen und dann über die Stiepeler Straße und den Gesundheitscampus zur Universität. Aus Bochum Langendreer und auch aus Witten bietet es sich an, über einen geteerten Waldweg zwischen Urbanus- und Kleinherbeder Straße und anschließend durch das Technologiezentrum und die Fachhochschule zur Universität zu gelangen, auch wenn hier eine kurze starke Steigung besteht, die zur Not in sehr wenigen Minuten schiebend passiert ist. Manche Radler fahren auch durch das Lottental und anschließend durch den Wald östlich des botanischen Gartens. Allgemein gilt: Gute Anfahrtswege zur Universität lassen sich vor allem finden, indem man unterschiedliche Strecken mit genug Zeit ausprobiert und herausfindet, welche dieser Wege am besten funktionieren. Wer regelmäßig mit dem Rad fährt, wird schon nach zwei bis drei Wochen merken, dass er/sie eine wesentlich bessere Kondition hat, und die Steigungen viel leichter bewältigt als vorher. Die Universität liegt nun einmal auf einem Berg, und aus allen Richtungen muss man etwas bergauf fahren.


Viele Studierende haben Bedenken bezüglich der Sicherheit von Radwegen. Welche Stellen oder Situationen im Straßenverkehr sind tatsächlich gefährlich für Radfahrer*innen und sollten vermieden werden?

Das kommt sehr auf die Infrastruktur an. Bereiche, in denen man sicher fahren kann, sind zum Beispiel Tempo-30-Zonen und Landstraßen mit wenig Betrieb, wobei sich natürlich immer an die Verkehrsregeln gehalten werden sollte. Separate Radfahrstreifen bieten ebenfalls Sicherheit, da man sich als Radfahrer stets im Blick der Autofahrer befindet. Gefährliche Situationen ergeben sich zum Beispiel dann, wenn Fußwege zum Radfahren genutzt werden. Dabei ist auch zu beachten, dass auf nicht mehr benutzungspflichtigen Bordsteinradwegen und Gehwegen mit „Radfahrer Frei“-Schildern nur mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden darf. Außerdem sollte man als Radfahrer besonders auf LKWs achten, da man schnell in deren toten Winkel gerät und dies gerade beim Abbiegen zu gefährlichen Situationen führen kann.


Worauf sollte noch geachtet werden, um sicher mit dem Rad unterwegs zu sein?

Das Fahrrad sollte natürlich auf die Körpergröße des Fahrers eingestellt, der notwendige Reifendruck aufgepumpt* sein und Grundfunktionen wie Bremsen und Beleuchtung müssen funktionieren. Es ist außerdem zu empfehlen, einen Helm zu tragen, auch wenn es in Deutschland keine Helmpflicht gibt. Bei schlechten Sichtverhältnissen ist außerdem auffällige Kleidung von Vorteil. *Ein “schlapper Reifen“ erhöht den Rollwiderstand und kostet so mehr Kraft. Grundsätzlich ist auch eine defensive Fahrweise sinnvoll, das heißt die StVO sollte natürlich eingehalten werden und im Zweifel sollte in einer möglichen Gefahrensituation lieber auf die eigene Vorfahrt verzichtet werden.


Welche Maßnahmen hat die Stadt Bochum in letzter Zeit ergriffen, um den Radverkehr im Stadtgebiet zu fördern?

Es gibt einige Baumaßnahmen, die teils schon umgesetzt wurden und teils noch in Planung sind. Umgesetzt wurden zum Beispiel der durchgängige Fahrradweg auf der Universitätsstraße bis zum Hauptbahnhof und der Ausbau von Abstellmöglichkeiten, auch in Form von Fahrradboxen. Außerdem wurden in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Ruhr neue Ausschilderungen für Radfahrer angebracht. In Planung sind zudem der Radschnellweg Ruhr (RS 1) und eine Verbesserung einiger der radial in die Innenstadt führenden Straßen mit Radfahrstreifen. Insgesamt ist das Klima in der Verwaltung deutlich fahrradfreundlicher geworden, wobei es in der Politik, welche die entsprechenden Maßnahmen durchsetzen müsste, an vielen Stellen noch Widerstände gibt, vor allem, wenn es um den „ruhenden Verkehr“, das heißt, um den Verzicht auf Parkraum geht.


An welchen Stellen sehen Sie in Bochum Möglichkeiten, das Radfahren attraktiver zu machen?

Die Königsallee und die Viktoriastraße könnten besser für Radfahrer ausgebaut werden. Außerdem sollte die Stadt mehr Öffentlichkeitarbeit betreiben, um auch das Verhalten der Radfahrer zu beeinflussen und bestehende Strecken bekannter zu machen. Auch eine bessere Anbindung der Universität wäre wünschenswert, so würden sich besonders für die Strecke nach Bochum-Langendreer Radfahrstreifen anbieten und auch die Anfahrtsmöglichkeiten aus Witten könnten optimiert werden. Hilfreich wären dabei auch Strecken, durch die zu starke Steigungen vermieden werden können.


Wie beurteilen Sie den Mängelmelder der Radwende Bochum?

Die Stadt Bochum hat schon länger einen Mängelmelder, bei dem zum Beispiel Schäden an Radwegen und andere Probleme gemeldet werden können. Der Mängelmelder der Radwende ist ein ehrenamtliches Projekt, bietet aber vor allem den Vorteil, dass die Mängel direkt kartographisch verortet werden können und auch für andere Nutzer sichtbar sind. So kann er auch dazu dienen, andere Radfahrer über Mängel zu informieren. Einen Mängelmelder mit kartographischer Verortung bietet außerdem auch das Radverkehrsnetz NRW. Die Stadt Bochum ist allerdings daran noch nicht beteiligt. Aus diesem Grund wurde das Projekt der Radwende erstellt.

Radwende Mängelmelder

Der Mängelmelder der Radwende Bochum bietet die Möglichkeit, auch selber aktiv zu werden und für Radfahrende problematische Stellen, an denen Verbesserungen notwendig sind, auf einer Karte zu markieren.