Umfrage

Um Konkrete Verbesserungsvorschläge bezüglich der Fahrradmobilität im Umkreis der Ruhr-Universität Bochum zu bieten, haben wir mitte Juni 2020 eine Online-Umfrage durchgeführt. Die TeilnehmerInnen waren dazu aufgefordert, Gründe zu nennen, die ihrer Meinung nach gegen eine Anreise mit dem Fahrrad zum Campus sprechen und welche Dinge ihrer Ansicht nach konkret verbessert werden sollten. Im Ergebnis gaben fast Zwei Drittel der Befragten an, nie mit dem Fahrrad zur Uni zu fahren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Grundsätzlich lassen sich zwei größere Kritikfelder nennen:

Orientierung & Beschilderung

Bemängelt wird immer wieder, dass die Anfahrt zum Campus und vor allem das Orientieren auf dem Gelände schwer fallen. Viele Studierende und MitarbeiterInnen wünschen sich hier eine klare Beschilderung und bessere Informationen über alternative Fahrradstrecken zur Universitätsstr.

Infrastruktur

Viele TeilnehmerInnen sind der Ansicht, dass die Universität die Infrastruktur auf dem Campus deutlich verbessern könnte. An vielen Stellen fehle es an Rampen um Treppen leicht und ohne abzusteigen zu überwinden. Teilweise fehle es an den Gebäuden an klar gekennzeichneten und ausreichenden Abstellmöglichkeiten, oft müssten extra Umwege in Kauf genommen werden. Angeregt wurde auch, Umkleidemöglichkeiten mit Duschen bereitzustellen, um bei einer längeren Anfahrt oder bei sommerlichen Wetter die Möglichkeit zu haben, sich frisch zu machen. Schließfächer wären zudem die ideale Möglichkeit, den sperrigen Fahrradhelm zu verstauen und ihn nicht den Tag über mit sich herum tragen zu müssen.
Sicherlich wurden von den TeilnehmerInnen auch einige positive Aspekte genannt. Die neu entstandene Asta Fahrradwerkstatt wurde ausdrücklich gelobt. Hier wurde gewünscht, diese noch bekannter zu machen.

Radfahrer-Typen

Anhand des Mobilitätsverhaltens und der Einstellung zum Radfahren an der Universität lassen sich drei Typen von Befragten unterscheiden, welche im Folgenden vorgestellt werden sollen.

Routinierte Radfahrer*innen

Zunächst gibt es eine Gruppe von Personen, die angegeben hat, immer oder oft mit dem Rad zur Universität zu fahren. Auffällig ist, dass diese Personen das Fahrrad zu einem sehr großen Teil auch für Radtouren und Radsport nutzen, es handelt sich also um eine Gruppe, die sehr routiniert im Radfahren ist. Außerdem sind die Anfahrtswege der Personen nicht länger als 10km, die meisten haben eine Länge zwischen 5 und 10km. Auf Karte anzeigen

Grundsätzlich scheint es bei diesen Personen eine gute Kenntnis auch über Angebote der RUB für Radfahrer*innen, wie z.B. die Fahrradwerkstatt zu geben und der gute Ausbau der Universitätsstraße wird in manchen Kommentaren ausdrücklich gelobt.

„Im Moment wird eine Selbstreparaturwerkstatt vor der UB konzipiert, dies wird den Fahrradnutzer*innen sehr willkommen sein. Man sollte solche Initiativen institutionalisieren und fördern, immer mit Rücksicht auf die Fahrpläne des ÖPNV, um eine wirkliche Integration der Transportmittel zu schaffen.“

Kritisiert wird vor allem, dass sich der Anfahrtsweg zu den einzelnen Gebäuden schwierig gestaltet und die Zugänge zum Campus, z.B. durch die Parkhäuser oder das Uni-Center nicht für Radfahrer*innen ausgelegt sind.

 „Mit dem Fahrrad kommt man kaum in den Parkhausring rein, der allerdings der beste Zugang zu vielen Gebäudereihen ist.“

Verbesserungen, die von dieser Gruppe angeregt werden, sind eine bessere Ausschilderung der Anfahrtswege zur Universität und der Wege zu den einzelnen Gebäuden auf dem Campus, sowie auch der bessere Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer*innen gerade abseits der Universitätsstraße.

Chart by Visualizer
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Die dargestellten Informationen beziehen sich auf Personen, die angegeben haben, immer oder oft mit dem Fahrrad zur Universität zu fahren (n=16)

Die dargestellten Informationen beziehen sich auf Personen, die angegeben haben, immer oder oft mit dem Fahrrad zur Universität zu fahren (n=16), es handelt sich um Mengenangaben, wobei Mehrfachnennungen möglich waren

Interessierte

Eine weitere Personengruppe kommt nur selten oder nie mit dem Rad zur Universität, würde dies aber unter anderen Umständen und bei konkreten Verbesserungen der Infrastruktur erwägen. Interessant ist, dass ein großer Teil der Personen, die angegeben haben, selten oder nie das Fahrrad für den Weg zur Universität zu nutzen, ihr Rad für andere Zwecke verwenden. Diese Personen sind also grundsätzlich Fahrradfahrer*innen, nutzen aber aus bestimmten Gründen andere Verkehrsmittel, um zur Uni zu kommen.

Kritisiert wird von dieser Gruppe ebenfalls, dass die Wege zu den einzelnen Gebäuden sehr umständlich und nicht gut ausgeschildert sind und dass die Infrastruktur auf dem Campus gerade durch die vielen Treppen problematisch für Radfahrer*innen ist. Als weitere Gründe, aus denen das Fahrrad nicht genutzt wird, werden fehlende sichere Abstellmöglichkeiten und die damit verbundene Angst vor Diebstählen sowie ein Mangel an sicheren Radwegen genannt. Einige Personen geben auch an, dass ihnen schlicht keine Radwege, die zur Uni führen, bekannt sind. Ein weiteres Problem, das angesprochen wird, ist die Schwierigkeit, das Fahrrad in stark ausgelasteten Zügen zu transportieren.

„Die Anfahrten zur RUB müssten besser beschildert und für Fahrradfahrer so ausgebaut werden, dass man ohne kilometerlangen Umweg und leicht ersichtlich zu seinem Gebäude kommt.“

Auch in dieser Gruppe gibt es eine Vielzahl von Verbesserungsvorschlägen, die gemacht werden. Dazu zählt zunächst der bessere Ausbau der Infrastruktur für Radfahrende auf dem Weg zur Universität und auf dem Campus selbst. Eine große Rolle spielt dabei das Thema Sicherheit, offenbar werden viele bestehende Radwege nicht als ausreichend sicher wahrgenommen. Als konkrete Verbesserungsmöglichkeiten in diesem Bereich werden z.B. von den Straßen unabhängige Radschnellwege und Radfahrstreifen mit größerem Abstand zur Straße vorgeschlagen. Auf dem Campus werden sich außerdem bessere Abstellgelegenheiten, sowie Möglichkeiten, sich zu waschen und Schließfächer für Helme und Kleidung gewünscht.

„Fahrradstraßen/ getrennte Fahrradwege durch das Ruhrgebiet, oder eine Art ‚Fahrradautobahn‘, vielleicht parallel zur Autobahn A40“

Chart by Visualizer
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Die dargestellten Informationen beziehen sich auf alle Teilnehmenden, die die Frage beantwortet haben (n=62)

Die dargestellten Informationen beziehen sich auf alle Teilnehmenden, die die Frage beantwortet haben (n=38), es handelt sich um Mengenangaben, wobei Mehrfachnennungen möglich waren

Pendler*innen

Ein großer Teil, der Personen, die nie das Fahrrad für die Anfahrt nutzen, geben an, dass ihr Weg zur Universität schlicht zu weit ist. Dabei werden meist Kilometerzahlen von 20-40 km genannt, die sich nicht zum Radfahren anbieten. Stattdessen werden andere Verkehrsmittel, vor allem der ÖPNV, für die Anfahrt genutzt. Die meisten dieser Personen geben an, dass sie es nur in Erwägung ziehen würden, das Fahrrad zu nutzen, wenn sie näher zur Universität ziehen würden. Auch die Problematik der Mitnahme von Fahrrädern im ÖPNV wird hier erneut thematisiert.

„Zu große Entfernung und überfüllte Züge in denen man kaum Platz hat sein Fahrrad unterzubringen“

Einige Personen geben jedoch auch an, das Rad z.B. bei besseren Radwegen, wie dem geplanten Radschnellweg Ruhr (RS1) nutzen zu wollen oder sehen ein E-Bike als Möglichkeit, auch weite Strecken mit dem Rad zurücklegen zu können.

„Dafür müsste ich umziehen. Jedoch würde ich mit besseren Radwegen, Stichwort RS1 vermutlich häufiger das Rad nehmen.“