SDGs konkret -
so findet Nachhaltigkeit am RUB Campus statt
Nachhaltigkeit ist ein diffuses Konzept, welches mitunter Uneindeutigkeiten und Widersprüchlichkeiten beinhaltet. Nachhaltigkeit ist zudem als ein normativer (Ideal)Zustand zu verstehen, in dem die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales so im Einklang stehen, dass nicht mehr Ressourcen (natürliche, aber auch menschliche) verbraucht werden, als sich wieder regenerieren können.

Wie lässt sich Nachhaltigkeit greifen? Welche Uneindeutigkeiten gibt es und wie werden Widersprüchlichkeiten bearbeitet? Wie zeigt sich Nachhaltigkeit in konkreten lokalen Projekten?

Diesen Fragen möchten wir mit unserem Forschungsprojekt auf den Grund gehen und Nachhaltigkeit am RUB Campus sichtbar machen.

Das dem Projekt zugrundeliegende Nachhaltigkeitsverständnis orientiert sich an dem Verständnis nachhaltiger Entwicklung, welche im Brundtland Bericht 1987 definiert wird als eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“.

Im Folgenden wollen wir zuerst vier Konzepte vorstellen, mit denen wir uns in unserem Projekt überwiegend beschäftigen.

Sustainable Development Goals

Die UN-Klimaziele, auch Sustainable Development Goals (SDGs) genannt, wurden im Rahmen der Verabschiedung der Agenda 2030 beschlossen und sollen mit einem Katalog von 17 übergeordneten Zielen weltweit zur Umsetzung einer nachhaltigen Zukunft beitragen.

Auch wenn die SDGs nicht rechtsverbindlich sind, wird von den Regierungen erwartet, dass sie die Ziele umsetzen und nationale Rahmenbedingungen für die Erreichung der 17 Ziele schaffen. Dazu gehören auch Überprüfungen der Umsetzung in Form von Monitorings, regelmäßige und öffentliche zugängliche Datenerhebungen sowie die Ableitung daraus resultierender Zukunftsaufgaben.

In Deutschland sind die SDGs in der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie verankert, viele Kommunen arbeiten mit dem Katalog und auch Universitäten machen sich immer mehr auf den Weg, die SDGs als Grundlage ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen zu verwenden.

Nachhaltigkeitsbüro

Das Nachhaltigkeitsbüro (NHB) der Ruhr Universität Bochum wurde 2020 gegründet und kann als die Schnittstelle zwischen verschiedenen Ebenen der Nachhaltigkeit am Campus angesehen werden. Hier wird versucht, Informationen über Nachhaltigkeitsaktivitäten zu bündeln, unterschiedliche Bedürfnislagen zu vermitteln und konkrete Projekte voranzubringen. Das Nachhaltigkeitsbüro orientiert sich in seiner Arbeit nach eigenen Angaben an den internationalen UN-Klimazielen und verfolgt einen kooperativen Ansatz.

Die Tätigkeit wird aus dem Dezernat Bau und Liegenschaft heraus koordiniert und das Dezernat dient als Ansprechpartner. Das Nachhaltigkeitsbüro baut Kontakte zu verschiedenen Fakultäten und Einrichtungen der Universität auf. So sollen Akteure vernetzt werden und ein Gedankenaustausch befördert werden. Ein mittelfristiges Ziel ist es, eine Nachhaltigkeitsstrategie der Universität zu entwickeln und nachhaltiges Denken und Handeln in Forschung, Lehre und Verwaltung zu verankern.

Maßnahmenkatalog

Der Maßnahmenkatalog (MNK), eine große Excel Tabelle, diente vor allem initial als Werkzeug in der Anfangsphase des NHBs dazu, Nachhaltigkeit am Campus sichtbar zu machen und die Position des NHBs gegenüber des Rektorats zu legitimieren. Der MNK beinhaltet alle Projekte sowie mögliche Projektideen zu Nachhaltigkeit am Campus der Ruhr-Universität.

Neben Projekttitel und einer Kurzbeschreibung, enthält jeder Eintrag den Status (abgeschlossen/durchgeführt, Durchführung/Bau, in Bearbeitung, in Planung, Vorschlag/zu prüfen, Vorschlag/zu prüfen/in Planung) des Projektes oder der Idee sowie eine Zuordnung zu den 7 Bereichen Begrünung/Biodiversität, Betrieb, Betrieb/Bildung/Sozial, Bildung/Sozial, Energie, Mobilität und Gesundheit.

Die Projekte bzw. Projektideen sind zudem einzelnen oder mehreren SDGs zugeteilt.

Exkurs: Klassifikationssysteme

Daten sind allgegenwärtig, sie existieren jedoch keinesfalls einfach so. Vielmehr sind sie in verschiedene Kontexte eingebettet und in ihrer Beschaffenheit sehr divers. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Form, Struktur, Quelle, Produzent:in sowie Typus (Loukissas, 2019).

Daten sind zudem häufig in ein spezifisches Klassifikationssystem eingebunden. Unser Leben ist „henged round with systems of classification, limned by standard formats, prescriptions, and objects” (Bowker & Star, 2000, S. 1). Klassifikationen versuchen somit die Komplexität der Welt zu reduzieren und sollen dennoch im Idealfall alles abdecken, aber auch sie sind nicht exklusiv, denn „in the case of unique classificatory systems, people disagree about their nature; they ignore or misunderstand them; or they routinely mix together different and contradictory principles“ (ebd., S. 11).

Aus diesem Grund haben wir uns im Forschungsprojekt das Klassifikationssystem im Maßnahmenkatalog anhand der SDGs genauer angeschaut, um ebensolche Aushandlungsprozesse und Kontradiktionen im Spannungsfeld Nachhaltigkeit zu beleuchten.
Die Nachhaltigkeitsaktivitäten am Campus der Ruhr-Universität sind in ein komplexes Geflecht von Akteur:innen, Orten und Zeiten eingebunden. Für eine bessere Übersichtlichkeit und zeitliche Einordnung der Geschehnisse haben wir uns daher dafür entschieden, einige der Nachhaltigkeitsentwicklungen der RUB chronologisch darzustellen anhand eines Zeitstrahls. Mithilfe des Zeitstrahls möchten wir auch verdeutlichen, wie die Nutzung des MNKs mit der Zeit geändert wird, bzw. wie eine scheinbar objektive Datentabelle in enger Abhängigkeit mit den dafür zuständigen Personen sowie den strategischen Entwicklungen im größeren Kontext stehen.

Auf der linken Seite des Zeitstrahls sind die ausgewählten Ereignisse der Nachhaltigkeitsentwicklungen am RUB Campus dargestellt. Parallel dazu findet man auf der rechten Seite den Entwicklungsprozess des MNKs sowie die Zitate aus dem Interview und den Gesprächen, die wir mit den Mitarbeitenden des NHBs durchgeführt haben.

September 2015

Die 17 SDGs sind von Staats- und Regierungschefs der Welt auf einem UN-Gipfel verabschiedet.

The Sustainable Development Agenda

01. Januar 2016

Die 17 SDGs treten offiziell in Kraft. Sie sollen universell für alle gelten.

The Sustainable Development Agenda

Mitte 2020

Aufbau des Nachhaltigkeitsbüros

Das Koordinationsteam besteht aus drei Mitarbeiter:innen und ist von studentischen Hilfskräften unterstützt.

Die RUB kann grüner werden

Dezember 2020

„Die RUB bekennt sich zu den Zielen der Nachhaltigkeit und zu einer nachhaltigen Campusentwicklung.“

– Hochschulentwicklungsplan der RUB 2020-2025

Hochschulentwicklungsplan der Ruhr-Universität Bochum

Februar 2021

Die Denkfabrik Nachhaltigkeit nimmt ihre Tätigkeit an der RUB auf. Der Initiative liegt der Hochschulentwicklungsplan 2020-2025 mit dem Leitbild einer „nachhaltigen RUB“ zugrunde.

Gemeinsam Strategien entwickeln und umsetzen

September 2021

Taskforce Nachhaltigkeit der RUB geht an den Start. Ihr Leiter und der neue Nachhaltigkeitskeitsbeauftragte der RUB ist Prof. Dr. Andreas Löschel.

Auftakt zur nachhaltigen Ruhr-Universität Bochum

Dezember 2021

Die RUB tritt in das Netzwerk International Sustainable Campus Network (ISCN) ein und soll mit anderen Mitgliedshochschulen dazu beitragen, die SDGs zu erreichen.

Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Februar 2022

Die RUB bekennt sich zur Initiative der klimaneutralen Landesverwaltung NRW 2030.

Bekenntnis der Ruhr-Universität Bochum zu den Initiativen der klimaneutralen Landesverwaltung NRW 2030

Mai 2022

Die RUB ist Teil des Netzwerkes Humboldt Hoch N und ist mit einigen Projekten auf der Nachhaltigkeitskarte des Netzwerks verzeichnet.

Nachhaltigkeitskarte
Auftakt zur Initiative „Humboldt“


Zudem gibt es eine Posterausstellung von allen beteiligten Universitäten und ihrem Umgang mit unterschiedlichen Spannungsfeldern im Bereich Nachhaltigkeit.

AuftaktPosterwanderausstellung

05. August 2022

Unser Gespräch mit einem der Mitarbeitenden

Uns wird erklärt, dass MNK als ein Hilfsinstrument bzw. eine
„Suchmaschine“ mit Sortierfunktion Der Mitarbeitende kommentiert, dass fast allen Projekte das SDG 13 'Maßnahmen zum Klimaschutz' aufgrund der unklaren Abgrenzung zugeordnet werden könnten. Seiner Meinung nach erfolgt die Zuordnung der SDGs eher „willkürlich und subjektiv“ und gilt als „Auslegungssache“.
für das NHB dienen soll. Es wird auch gefragt, ob wir in unserem Forschungsprojekt den MNK in eine Online-Plattform umwandeln können.

September-Oktober 2022

Übergangsphase des NHBs

Personalveränderung: drei Teammitglieder (1 Mitarbeiter und 2 studentische Hilfskräfte) verabschieden sich von dem NHB. Das NHB wandelt sich in eine studentisch geprägte Koordinationsstelle um und wird durch die Angestellten unterstützt.

16. November 2022

Veröffentlichung Mission Statement Sustainable RUB 2030

Nach der Veröffentlichung des groben Zielkorridors folgt nun in der Taskforce eine konkrete Ausarbeitung einer Nachhaltigkeitsstrategie für den Pfad der RUB bis 2030. Diese Strategie entsteht in einem gemeinsamen Prozess mit der akademischen Selbstverwaltung und der Denkfabrik Nachhaltigkeit. Diese Strategie soll zum November 2023 veröffentlicht werden.

Wie die Ruhr-Universität Bochum nachhaltiger werden will